Mohr, G. & Korek, S. (2017). VII. Psychische Gefährdungsbeurteilung: Praxisprobleme jenseits von Lehrbuchwissen und Leitfäden. Flashcards
(96 cards)
1. (…) Dilemma, dass die “Gleichheit” von Tätigkeiten schon vor der eigentlichen Analyse festgestellt werden soll. Wie lässt sich dieses Dilemma lösen?
Taktgebundene Montagetätigkeit, die in einem Großbetrieb nahezu identisch von mehreren Hundert Beschäftigten durchgeführt wird, sieht auf den ersten Blick „gleichartig“ aus.
Wasrum könnte sie das beispielsweise nicht sein?
Diese auf den ersten Blick „gleichen“ Tätigkeiten können jedoch innerhalb eines Betriebes unter sehr unterschiedlichen Arbeitszeitmodellen, vertraglichen Regelungen oder sozialen Beziehungen durchgeführt werden
Wie gleichartig sind Tätigkeiten und deren Gefährdungspotenzial, die 4 VS 8 Stunden täglich
durchgeführt werden? Etc….
1. (…)
A&O-Psychologie stellt viele Analyseverfahren zur Verfügung, mit deren Hilfe
Inhaltsbereiche von Tätigkeiten ermittelt und Gleichheit oder Unterschiedlichkeit geprüft werden können
Welches Dilemma löst dies nicht?
löst nicht das Dilemma, dass die „Gleichheit“ von Tätigkeiten jedoch schon vor der
eigentlichen Analyse festgestellt werden soll
1. Laut Arbeitsschutzgesetz ist bei gleichartigen Arbeitsbedingungen die Beurteilung eines Arbeitsplatzes oder einer Tätigkeit ausreichend. Dies führt allerdings zu dem Dilemma, dass die “Gleichheit” von Tätigkeiten schon vor der eigentlichen Analyse festgestellt werden soll. Wie lässt sich dieses Dilemma lösen?
Hierbei werden drei Wege, um dieses Dilemma zu lösen
Nenne die zwei Wege, welche das Dilemma im vorraus lösen
- Befragung von ausgewählten Experten zu den Tätigkeiten
- Auswertung betrieblicher Dokumente
1. (…) Dilemma, dass die “Gleichheit” von Tätigkeiten schon vor der eigentlichen Analyse festgestellt werden soll. Wie lässt sich dieses Dilemma lösen?
Tätigkeits-experten Befragung und Auswertung betrieblicher Dokumente – Wovon ist hierbei die Qualität der Entscheidung über “Gleichartigkeit” abhängig
➢ welche Experten oder Dokumente ausgewählt werden
➢ welche Qualität diese haben und
➢ über welche Kompetenz die Person verfügt, die aus diesem Material Kriterien für gleichartige psychische Gefährdungspotentiale abzuleiten hat
➔ Es ist anzunehmen, dass eine gute Entscheidung (beim Experten) nur gelingen kann, wenn ein Grundverständnis darüber besteht, wie Arbeitshandeln psychisch reguliert wird
1. (…) Dilemma, dass die “Gleichheit” von Tätigkeiten schon vor der eigentlichen Analyse festgestellt werden soll. Wie lässt sich dieses Dilemma lösen?
Tätigkeits-experten Befragung und Auswertung betrieblicher Dokumente sind nicht unbedingt immer optimal.
Worin besteht ein praktischer Ausweg?
Wann ist dieser Ausweg realistisch?
die Entscheidung über die Gleichartigkeit vermeiden, indem man eine Vollerhebung durchführt und im Nachhinein datengeleitet über Gleichheit entscheidet
→Zumindest in Klein- und Mittelbetrieben (KMU) kann dies eine realistische Alternative sein
2. Welche drei Methoden kommen für die Gefährdungsermittlung typischerweise in Frage?
- standardisierte Befragung
- Beobachtungsinterview
- Analyseworkshops
3. Welche Voraussetzungen müssen für eine standardisierte Befragung gegeben sein?
Nenne zwei Voraussetzungen
(mit kurzem add-on)
- Mindestgröße pro Einheit
-> ca. mindestens 10 Personen - Hinreichend große Beteiligung der Beschäftigten
-> Rücklaufquoten von ca. 50-60% ist gut
3. Welche Voraussetzungen müssen für eine standardisierte Befragung gegeben sein?
Warum ist die Mindestgröße pro Einheit wichtig (2 Punkte)
(+was ist dabei zu beachten)
➔ um Datenschutz zu gewährleisten
➔ um repräsentative Daten zu erhalten
➢ es sei daran erinnert, dass dies sich nicht zwingend auf eine bereits existierende Einheit (z.B. Abteilungen, Teams) bezieht, sondern dass diese Einheit (Tätigkeit) zunächst zu definieren ist
3. Welche Voraussetzungen müssen für eine standardisierte Befragung gegeben sein?
Warum ist eine hinreichend große Beteiligung der Beschäftigten wichtig
um aussagefähige Daten zu erhalten
3. Welche Voraussetzungen müssen für eine standardisierte Befragung gegeben sein?
Eine hinreichend große Beteiligung der Beschäftigten ist wichtig, um aussagefähige Daten zu erhalten.
Was ist demnach zu tun
Wenn also die Anwendung der standardisierten Befragung nur Sinn hat, wenn aussagefähige Daten erreicht werden können, dann ist die Bereitschaft der Belegschaft zur Beteiligung vorab einzuschätzen (und Methoden zu überlegen, wie diese gefördert werden können)
3. Welche Voraussetzungen müssen für eine standardisierte Befragung gegeben sein?
Eine hinreichend große Beteiligung der Beschäftigten ist wichtig, um aussagefähige Daten zu erhalten.
Wann ist es schwierig eine große Beteiligung zu erreichen?
Und warum ist das so? (3 Punkte)
v.a. bei Konflikten sowohl für externe als auch interne Durchführende schwierig
➢ Generell ist zu vermuten, dass bei Konflikten im Betrieb die Mitarbeitsbereitschaft eher gering ist, da Ängste bestehen, sanktioniert zu werden, wenn man ehrliche Antworten gibt
➢ Vertrauensbasis schwer herzustellen und Mitarbeitsbereitschaft schwer abzuschätzen, v.a. für externe Durchführende
➢ Es kann für interne Durchführende unmöglich sein, da bei akuten Konflikten die Vertrauensbasis fehlt, um vorab eine valide (positive) Information über die künftige Mitarbeitsbereitschaft zu erhalten
Welches Problem ergibt sich bei Beobachtungsinterviews im Hinblick auf psychische Belastungen und womit muss bei der Nutzung von Beobachtungsinterviews gerechnet werden?
Unter welchen zwei ausschlaggebenden Bedingungen ist die Ermittlung der Gefährdungen über Beobachtungsinterviews nur dann sinnvoll
➔ psychischen Belastungen müssen beobachtbar sein und
➔ die Beobachter müssen geschult werden
Welches Problem ergibt sich bei Beobachtungsinterviews im Hinblick auf psychische Belastungen und womit muss bei der Nutzung von Beobachtungsinterviews gerechnet werden?
Beobachtungsinterviews:
(1) Die physischen Belastungen müssen beobachtbar sein
(2) Die Beobachter müssen geschult werden
-
Warum ist (2) die Schulung wichtig
➢ Schulung wichtig, weil auch die Ergebnisse einer Beobachtung transparent und nachvollziehbar sein müssen
➢ nur dann kann eine sinnvolle Wirksamkeitskontrolle stattfinden, bei der gesichert ist, dass eine Zunahme oder Abnahme von Gefährdungen nicht auf einer veränderten Erfassungsmethodik und Bewertung beruht
Welches Problem ergibt sich bei Beobachtungsinterviews im Hinblick auf psychische Belastungen und womit muss bei der Nutzung von Beobachtungsinterviews gerechnet werden?
Was muss als Kriterium bei einem Beobachtungsinterview gelten
Wird eine Beobachtung eines Arbeitsplatzes (durch eine andere geschulte Person)
wiederholt, so müsste diese zum (annähernd) gleichen Ergebnis kommen
-> Beobachterübereinstimmung
Welches Problem ergibt sich bei Beobachtungsinterviews im Hinblick auf psychische Belastungen und womit muss bei der Nutzung von Beobachtungsinterviews gerechnet werden?
Für was spricht es, dass es in der betrieblichen Praxis meistens unrealistisch ist, eine Beobachterübereinstimmung zu ermitteln
➔ spricht dafür, Beobachtungsleitfäden zu wählen, die ausreichende und bewährte
Verankerung der beobachteten Sachverhalte bieten
➔ solche Verfahren aber selten
Welches Problem ergibt sich bei Beobachtungsinterviews im Hinblick auf psychische Belastungen und womit muss bei der Nutzung von Beobachtungsinterviews gerechnet werden?
Beobachterübereinstimmung nicht gegeben:
Was bedeutet es, wenn kein passendes Verfahren gefunden wird
Die Verantwortlichen einer GBU sollten entsprechende Ankerwerte oder Regeln für die Klassifizierung der beobachteten Inhalte entwickeln
Welches Problem ergibt sich bei Beobachtungsinterviews im Hinblick auf psychische Belastungen und womit muss bei der Nutzung von Beobachtungsinterviews gerechnet werden?
Wie gut sind psychische Belastungen durch Beobachtungsinterviews zu erfassen
Psychische Belastungen nicht immer sichtbar !!!
➔ Aber da es INTERVIEW heißt, kann man ja fragen
➔ Aber hoch routinierte oder bestimmte geistige Anforderungen sind der Befragung wkh nicht zugänglich (z.B. Planungstätigkeiten & innere Regulationen!)
Welches Problem ergibt sich bei Beobachtungsinterviews im Hinblick auf psychische Belastungen und womit muss bei der Nutzung von Beobachtungsinterviews gerechnet werden?
Was berichten Hacker und Sachse (2014) über Beobachtungsinterviews in Bezug auf Planungstätigkeiten
Hacker und Sachse (2014) sagen
➔ dass Planungstätigkeiten nicht erfragt werden können, denn „Pläne können … als implizites prozedurales Wissen wirksam sein, ohne dass sie im Detail in Worte gefasst werden können“
Welches Problem ergibt sich bei Beobachtungsinterviews im Hinblick auf psychische Belastungen und womit muss bei der Nutzung von Beobachtungsinterviews gerechnet werden?
Inwiefern sind innere Regulationen in Beobachtungsinterviews zu erfassen
Auch innere Regulationen, wie z.B. die Kontrolle von Bedrohungsgefühlen bei Tätigkeiten im Gewaltkontext (z.B. im Polizei- oder Sicherheitsdienst) sind nicht beobachtbar
➔ und es ist nicht zwingend, dass auf Befragungen derartige Regulationsanstrengungen beschrieben werden können
Welche Voraussetzungen formuliert die GDA (2016) für (Analyse-)Workshops und was ist zuvor zu klären?
Was sind die Voraussetzungen für (Analyse-) Workshops
➔ Vertrauensvolle Atmosphäre
➔ Keine Verzerrung durch Gruppendynamik
➔ Fachkundige Moderation
Welche Voraussetzungen formuliert die GDA (2016) für (Analyse-)Workshops und was ist zuvor zu klären?
Was ist vor den Analyse-Workshops zu klären?
Wer nimmt daran teil und wie repräsentativ sind diese Ergebnisse für psychische Gefährdungen im Betrieb?
Die GDA geht davon aus, dass die Führungskräfte in (Analyse-)Workshops mit vertreten sind. Welche Herausforderungen gehen damit einher?
Welche Herausforderung ist die größte in Workshops mit Führungskräften
Damit sind sehr hohe Ansprüche an Vertrauenskultur formuliert
➔ Es handelt sich um Kommunikation in hierarchischer Struktur mit ungleichen Machtverhältnissen
Die GDA geht davon aus, dass die Führungskräfte in (Analyse-)Workshops mit vertreten sind. Welche Herausforderungen gehen damit einher?
Was zeigt die Forschungsliteratur in Bezug auf den Nutzen von Führungskräften in Workshops
Forschungsliteratur zeigt
➔ Verhalten der Führungskraft entweder Ressource oder psychische Belastung und
müsste somit Thema solcher Workshops werden
Die GDA geht davon aus, dass die Führungskräfte in (Analyse-)Workshops mit vertreten sind. Welche Herausforderungen gehen damit einher?
Was ist das Dilemma der Durchführenden einer GBU mit einem Workshop mit Führungskräften
Die Durchführenden einer GBU müssen Ausmaß an Vertrauen einschätzen können, stecken jedoch im Dilemma selbst Teil des Systems zu sein
➔ Wird ihnen kein Vertrauen durch die Beschäftigten entgegengebracht, so dürfte es den Durchführenden naturgemäß auch schwerlich möglich sein, das Ausmaß an vorhandenem bzw. nicht vorhandenem Vertrauen im Vorfeld zu erkennen