Onkologie & Palliativmedizin

Question 1

Wie viele Krebserkrankungen sind ernährungsbedingt?

Answer 1

30%

Question 2

Ist eine keimarme Ernährung für Krebspatienten sinnvoll?

Answer 2

Keimarme Ernährung in der Onkologie ist nicht indiziert
bietet keinen Vorteil
bringt erhebliche Risiken für den Patienten mit sich
Mangel an wiss. Evidenz das keimarme Ernährung Infektionen verhindern kann
die strikte Begrenzung der Nahrungsoptionen beeinflussen die Lebensqualität und gefährden den Erhalt des Körpergewichts

Question 3

Was ist das Konzept der Prähabilitation vor Tumoroperationen?

Answer 3

Ziel: Enhanced Recovery After Surgery (ERAS), Risiko von postoperativen Komplikationen verhindern

besteht aus: Ernährungstherapie, Kraft- und Ausdauertraining und psychologischer Unterstützung

Präoperativ:
- minimierte Nüchternphasen
- kein Lowcarb
- “Carbo-Loading”

Perioperative (=vor, während & nach OP) Immunonutrition: Protein, Vit. C, Betacarotin, Zink

Question 4

Synergetische (zusammenwirkend) Effekte von Ernährung und Medikamenten

Answer 4

ketogene Diät + Pl3K Inhibitoren
Methionin Restriktion + Chemo/Strahlentherapie
Cystein Restriktion + Immunotherapie
Serin Restriktion + Biguanides
Histidin Supplementation + Methotrexate

Question 5

Was ist Palliativmedizin?

Answer 5

Behandlung von Patienten mit fortschreitender Erkrankung und geringer Lebenserwartung

Question 6

Was ist bei der Ernährung von Palliativpatienten wichtig?

Answer 6

palliative Ernährungsinterventionen sollten über die gesamte palliative Phase erfolgen und möglichst früh beginnen (kurative Phase)
häufigster Fehler: am Anfang zu wenig, am Ende zu viel

Question 7

Warum besteht häufig eine Diskrepanz zwischen Angehörigen & Patienten?

Answer 7

Angehörige: engagiert mit bester Absicht, Ernährung als Projektionsfläche für eigene Ängste, Schuldgefühle, Überforderung

Patient: Inappetenz, Nahrungsaufnahme als erhebliche Belastung, bewusstes Beenden der Nahrungsaufnahme als Teil des natürlichen Sterbeprozesses, Ausdruck von Würde & Autonomie

Question 8

Welche 3 Grundsatzfragen stellen sich in der palliativmedizinischen Ernährungstherapie?

Answer 8

Was ist Ernährung in der Palliativmedizin?
Von welchen Patienten reden wir?
Für wen ist es wichtig, dass der Patient ernährt wird?

Question 9

Was ist Ernährung in der Palliativmedizin?

Answer 9

Grundbedürfnis: künstliche Ernährung muss aus ethischen Gründen immer gesichert sein
- Stillen von Hunger & Durst gehören zur unverzichtbaren Basisbetreuung allerdings nicht immer, da sie für Sterbende eine schwere Belastung sein können
- Unterlassung künstliche Nahrungs- & Flüssigkeitszufuhr zur Sterbehilfe möglich, wenn es dem Petientenwillen entspricht

Medizinische Therapie: Indikation und Tharepieziel obligatorisch
- mögliche Therapieziele von ernährungsmedizinischen Interventionen oder EN/PN müssen mit Patientenwillen übereinstimmen und durch die gewählte Methode erreichbar sein

Question 10

Von welchem Patienten reden wir?

Answer 10

Es gibt keinen Algorithmus für die “richtige” Ernährung! –> individueller Ernährungssupport

Patienten unterschieden sich z.b. in Art und Phase der Grunderkrankung, Lebensalter, Geschmackspräferenzen, individueller Stellenwert von Essen

Question 11

Wie sieht Ernährung im palliativmedizinischen Verlauf aus und welche Ziele werden verfolgt?

Answer 11

Frühphase maligner Erkrankungen: Ernährungstherapie verlangsamt Verlust von Lebensqualität

palliative Phase:
Ernährungstherapie verlangsamt Verlust von Lebensqualität

Question 12

Für wen ist es wichtig, dass der Patient ernährt wird?

Answer 12

Patienten selbst

Angehörige
- Ernährung = emotionale Projektionsfläche
- beste Absichten, kein Fachwissen
- frühzeitige kommunikative Einbindung verringert Schuldgefühle & lindert Trauerverlauf

Question 13

Welche neuen Ernährungsziele werden in der Palliativmedizin verfolgt?

Answer 13

bisherige Ernährungsziele treten in den Hintergrung (z.B. ausgeglichene Stoffwechselbilanz, Gewichtsverlust verhindern, Speicher füllen)

Perspektivenwechsel:
- katabole Stoffwechsellage: selbst hyperkalorische Ernährung kann Gewichtsverlust nicht mehr verhindern
- Flüssigkeitszufuhr bei präterminaler Anurie –> Lugenödem/ Atemnot
- Hungergefühl erlischt
- übliche Nahrungsmengen können nicht mehr verarbeitet werden –> Erbrechen/Durchfälle

Question 14

Welche Maßnahmen werden in der Ernährungstherapie von Palliativpatienten angewandt?

Answer 14

Ernährungsmedizin soll “optimal statt maximal” sein

sekundäre Ursachen/ Symptome für reduzierte Nahrungs- & Flüssigkeitszufuhr erkennen und behandeln

“erlauben” das weniger gegessen und getrunken wird (Verweigerung von Nahrung akzeptieren)

Wunschkost (Patient soll essen & trinken dürfen wann und worauf er Appetit hat)

Question 15

Welche ernährungstherapeutischen Handlungsfelder gibt es in der Onkologie?

Answer 15

Allgemeines Befinden (Anorexie, Fatigue, Ödeme, Lebensqualität)

Körpergewicht (ungewollte Gewichtsschwankungen)

Oropharyngeale Beschwerden (Dysgeusie, Ösophagitis, Dysphagie)

Gastrointestinale Beschwerden (Diarrhö, Obstipation, Dumping-Syndrom, Malabsorptionssyndrom)

Perioperatives Management (präoperative Optimierung des Ernährungsstatus, postoperative Ernährung, enterale/parenterale Ernährung)

Ernährung & Pharmakotherapie (LM-Interaktionen mit onkologischer Therapie, NEM)

Question 16

Was geben die DGEM-Leitlinien in Bezug auf Screening von Onkologiepatienten vor?

Answer 16

Alle Krebspatienten unabhängig von BMI und Gewichts-Historie screenen

individuelle Ernährungsinterventionen

jede Institution sollte verbindliche Regeln und Zuständigkeiten für Screening auf Mangelernährung, Ernährungstherapie und Monitoring festlegen

beginnend mit dem Erstkontakt min. alle 4-8 Wochen Screening des Ernährungszustands & Nahrungsaufnahme durchführen

Im Screening auffällige Patienten: weitergehende Diagnostik im Sinne eines Assessments (CRP + Albumin)

Bestimmung der Muskelmasse & Leistungsfähigkeit mit adäquaten Methoden (BIA, DEXA) zur Einschätzung der Prognose

Question 17

Wie hoch sollte die Proteinzufuhr in der Onkologie laut DGEM-Leitlinien sein?

Answer 17

1,2 -1,5 g/kg KG
bei ausgeprägter Inflammation: bis zu 2 g/kg KG

Question 18

Wie hoch sollte die Fettzufuhr in der Onkologie laut DGEM-Leitlinien sein?

Answer 18

min. 35% der Gesamtenergiezufuhr

Question 19

Ist eine ketogene Diät in der Onkologie sinnvoll?

Answer 19

Nein, weil bei ketogener Diät > 90% der Energiezufuhr über Fette gedeckt wird

Question 20

Was besagen die DGEM-Leitlinien in Bezug auf Vitamine & Spurenelemente?

Answer 20

in Mengen, die den Empfehlungen für gesunde Personen entsprechen

Question 21

Was kann laut DGEM-Leitlinien angewendet werden um die orale Aufnahme zu steigern?

Answer 21

qualifizierte Ernährungsberatung

Question 22

Sind Krebsdiäten sinnvoll?

Answer 22

nicht empfohlen
Diätvorschriften, die die Nahrungsaufnahme bei Patienten mit Mangelernährung einschränken sind potentiell schädlich und sollten vermieden werden

Question 23

Was kann zur Steigerung des Appetits eingesetzt werden?

Answer 23

Kortikosteroide (für wenige Wochen begrenzt)
Gestagene
Cnnabispräperate

Question 24

Wie sieht das Stufenmodell der Therapie der Tumorkachexie aus?

Answer 24

1) Therapie reversibler Ursachen (Überlkeit/Erbrechen, Schmerz, Obstipation, Diarrhö) –> Pharmakotherapie

2) Dysmotilität, Gastroparese –> + Prokinetika

3) Appetit- & Gewichtsverlust:
- Prognose < 3 Monate + Glucocorticoide
- Prognose > 3 Monate + Progesteronanaloga

4) Fokus Lebensqualität –> + Cannabinoide

Relevanz der Ernährung für die Lebensqualität steigt mit den Stufen

Question 25

Welche pharmakologischen Therapieansätze gibt es in der Tumorkachexie?

Answer 25

Megestrol, Medroxyprogesteron
- Appetit steigernd
- anabole Gestagen-Wirkungen
- KG steigt durch Wassereinlagerungen

Dexamethyson:
- immunmodulatorische Corticoid-Wirkungen
- Appetit steigernd
- kein Effekt auf KG

Tetrahydrocannabinol:
- appetitanregend, psychomodulierend
- Appetit steigernd
- kein Effekt auf Körpergewicht

Question 26

Wird die supplementierende Gabe von Glutamin in der Onkologie empfohlen?

Answer 26

Nein, nicht zur Behandlung von Mangelernährung & auch nicht während der Strahlentherapie zur Verminderung von Schleimhautschäden

Question 27

Sollte Patienten mit Tumorkachexie Eicosapentaensäure verabreicht werden?

Answer 27

Nein
der Einsatz von Omega-3-FS und Fischöl zur Steigerung der Wirkung der Chemotherapie wird nicht empfohlen

Question 28

Wird die Gabe hochdosierter Antioxidanzien während einer Chemotherapie empfohlen?

Answer 28

Nein

Question 29

Weitere Ernährungsempfehlungen in der Onkologie

Answer 29

nicht empfohlen:
- einseitige Diäten
- Aprikosenkerne

empfohlen:
- während der medikamentösen antitumoralen Behandlung soll eine regelmäßige z.T. intensive Ernährungsbetreuung erfolgen

Question 30

Kann man mit der Supplementation von wasserlöslichen Vitaminen was falsch machen?

Answer 30

Ja
hohe Supplementierung von B6 & B12 erhöht das Risiko für Bronchial-Karzinom bei Rauchern um 3-4-fache und bei Nichtrauchern um 2-fache

Question 31

Haben Mikronährstoffe Einfluss auf UAW (unerwünschte Arzneimittel Wirkungen) von Zytostatika?

Answer 31

Ja, UAWs werden durch normwertige Mikronährstoffe gesenkt (siehe Karte)

dies ist jedoch keine Indikation zur Hyper-Supplementierung

Status vor & während der Therapie prüfen und ggf. supplementieren

Question 32

Was bewirkt die Gabe von Zink (50-100 mg/d) während der Chemotherapie?

Answer 32

senkt Dysgeusie-Häufigkeit (Veränderung Geschmackssinn)
steigert Lebensqualität