VL11 HT & ST Flashcards
(22 cards)
Die neun grundlegenden Theoriebegriffe für Systeme
Ganzheitlichkeit – Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile (z. B. Familie als System aus Individuen und deren Beziehungen).
Zirkuläre Kausalität – Ursachen und Wirkungen beeinflussen sich gegenseitig (z. B. wechselseitige Konflikte in Paarbeziehungen).
Regelhaftigkeit – Systeme haben Muster und Routinen (z. B. Tischregeln in der Familie).
Zielorientierung – Jedes System strebt bevorzugte Zustände an (z. B. Harmonie oder Unabhängigkeit in einer Partnerschaft).
Rückkopplung – Positive und negative Rückkopplungen regulieren das Verhalten im System (z. B. Verstärkung von Streit durch Reaktionen der Eltern).
Homöostase – Dynamisches Gleichgewicht in Systemen (z. B. typische Rollenverteilungen in Familien).
Wandel 1. und 2. Ordnung – Veränderung innerhalb des Systems oder Veränderung der Systemregeln selbst (z. B. Einführung neuer Kommunikationsregeln in einer Familie).
Grenzen – Abgrenzung eines Systems nach außen (z. B. Eltern-Kind-Subsysteme innerhalb der Familie).
Internes Erfahrungsmodell – Subjektive Bilder und Überzeugungen über das System (z. B. Familiengeschichten und Mythen)
Systemische Ätiologie psychischer Störungen
Psychische Symptome sind eingefrorene Lösungen in einem bestimmten Beziehungssystem.
Symptome erfüllen oft Funktionen innerhalb des Systems (z. B. Depression als Mittel zur Partnerbindung).
Probleme resultieren oft aus verfestigten Beziehungsmustern, die die Selbstorganisation der Betroffenen einschränken.
Funktionen psychischer Symptome in Systemen
Aufmerksamkeit erlangen („Beachte mich!“)
Partner oder Familie binden (z. B. Krankheit als Mittel zur Aufrechterhaltung einer Beziehung)
Harmonie erzwingen (z. B. Vermeidung von Konflikten durch Überanpassung)
Verantwortung auf andere übertragen (z. B. „Ich bin krank, du musst dich um mich kümmern.“)
Loyalitäten erhalten (z. B. das Leiden als Ehrung verstorbener Familienmitglieder)
Die fünf Kommunikationsaxiome der Palo-Alto-Schule
Man kann nicht nicht kommunizieren – Jede Handlung oder Nicht-Handlung sendet eine Botschaft.
Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt – Beziehungsebene bestimmt, wie eine Nachricht interpretiert wird.
Die Natur einer Beziehung wird durch die Interpunktion von Kommunikation bestimmt – Ursache und Wirkung sind subjektiv (z. B. „Ich kritisiere dich, weil du mich ignorierst“ vs. „Ich ignoriere dich, weil du mich kritisierst“).
Menschliche Kommunikation hat eine digitale (verbal) und analoge (nonverbal) Ausdrucksweise – Missverständnisse entstehen oft durch Unterschiede in diesen Kommunikationsformen.
Kommunikation kann symmetrisch oder komplementär verlaufen – Beide Kommunikationsformen verstärken sich entweder gegenseitig oder ergänzen sich (z. B. Dominanz vs. Unterwerfung in Beziehungen).
Setting des Mailänder Modells
„Lange Kurztherapie“ mit größeren Abständen zwischen den Sitzungen.
Teamarbeit: Ein Team beobachtet die Sitzung durch eine Einwegscheibe.
Standardisierter Ablauf:
Vorbereitung und Hypothesenbildung.
Gespräch mit der Familie.
Zwischensitzung des Teams.
Schlussintervention ohne Rückfragen.
Nachbesprechung und neue Hypothesen.
Fünf Techniken des Mailänder Modells
Positive Konnotationen – Symptome werden als sinnvolle Bestandteile des Systems umgedeutet.
Neutralität – Therapeut bleibt allparteilich und hält sich mit direkten Veränderungsvorschlägen zurück.
Zirkuläres Fragen – Unterschiedliche Sichtweisen von Familienmitgliedern werden herausgearbeitet.
Paradoxe Interventionen – Patienten werden aufgefordert, das Symptom bewusst aufrechtzuerhalten oder zu verstärken.
Invariante Verschreibungen – Verhaltensweisen werden systematisch „verordnet“, um unbewusste Muster aufzubrechen.
Strategische Familientherapie und paradoxe Interventionen
Symptome als Stabilisierung der Familie – Probleme sind oft falsche Lösungen für systemische Herausforderungen.
Interventionen zur „Durchkreuzung“ des Problems:
180-Grad-Strategie: Patienten sollen genau das Gegenteil ihres bisherigen Verhaltens tun.
Ordeal-Aufgaben: Unangenehme Aufgaben für das Fortführen des Symptoms (z. B. eine Person muss joggen, wenn sie eine Panikattacke hat).
Reaktanz nutzen – Klienten widersetzen sich unbewusst paradoxen Anweisungen, was zur Verhaltensänderung führt.
Bedeutung von Kybernetik 1. Ordnung in der systemischen Therapie
Systeme als objektive Realität – Therapeut betrachtet das System von außen und verändert es gezielt.
Therapeut als „System-Experte“ – Setzt strategische, paradoxe und lösungsfokussierte Interventionen ein.
Techniken wie zirkuläres Fragen, Reframing und Genogrammarbeit zur Analyse und Veränderung systemischer Muster.
Unterschied zwischen Kybernetik 1. und 2. Ordnung
Kybernetik 1. Ordnung: Der Therapeut betrachtet das System als Außenstehender und verändert es durch strategische Interventionen.
Kybernetik 2. Ordnung: Der Therapeut ist selbst Teil des Systems und gestaltet den Veränderungsprozess gemeinsam mit den Klienten.
Unterschiedliche Methoden:
- Ordnung: Direktive, paradoxe und systematische Interventionen.
- Ordnung: Kooperation, Reflexion und Neudeutung von Beziehungsdynamiken.
Systemische Sicht auf psychische Störungen
Symptome sind nicht individuell, sondern systemisch bedingt.
Sie haben eine Funktion im Beziehungssystem (z. B. „Depression hält die Familie zusammen“).
Ziel der Therapie ist nicht nur die Heilung des Individuums, sondern die Veränderung des gesamten Systems.
Die strategische Familientherapie nach Jay Haley
Symptome als unausgesprochene „Verträge“, die das System stabilisieren.
Beispiele:
Kind agiert auffällig, um von Eheproblemen der Eltern abzulenken.
Schulverweigerung als Ausdruck von Sorge um ein Elternteil.
Paradoxe Dynamik: Die Frau versucht, den depressiven Mann aufzuheitern, was ihn noch mehr in die Depression treibt.
Methoden der strategischen Familientherapie
180-Grad-Strategie: Verhalten exakt ins Gegenteil kehren.
Ordeal-Aufgaben: Symptom mit einer unangenehmen, aber hilfreichen Aufgabe verknüpfen.
Verschreibungen: Verhalten wird bewusst vorgeschrieben, um Widerstand zu provozieren.
Reframing: Umdeutung des Symptoms als sinnvolles Element des Systems.
Wer waren die wichtigsten Pioniere der Systemischen Therapie?
Don D. Jackson – Schüler von Sullivan
Gregory Bateson – Der große Integrator
John Weakland – Chemie-Ingenieur, dann Therapeut
Jay Haley – Kommunikationswissenschaftler und Therapeut
Paul Watzlawick – Philosoph und Psychotherapeut
William Fry – Psychiater und Therapeut
Welche neun grundlegenden Systemprinzipien gibt es?
Ganzheitlichkeit – Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile
Zirkuläre Kausalität – Ursachen und Folgen sind wechselseitig
Regelhaftigkeit – Interaktionen folgen Mustern und Regeln
Zielorientierung – Systeme streben bevorzugte Zustände an
Rückkopplung – Verstärkende (positive) oder stabilisierende (negative) Feedback-Prozesse
Homöostase – Dynamisches Gleichgewicht
Wandel 1. und 2. Ordnung – Veränderung innerhalb des Systems oder Veränderung der Regeln
Grenzen – Abgrenzung von Subsystemen und Umwelt
Internes Erfahrungsmodell – Subjektive Wahrnehmung von Beziehungen
Wie versteht die Systemische Therapie psychische Symptome?
„Eingefrorene Lösungen“, die eine bestimmte Funktion im System erfüllen
Hyperstabil, da sie für Systemmitglieder eine Bedeutung haben
Beispiele für Funktionen psychischer Symptome:
Aufforderung zu Aufmerksamkeit („Beachte mich!“)
Bindungsstrategie („Depression als Liebeskitt“)
Vermeidung von Konflikten („Immer für den Partner da sein“)
Welche Faktoren verhindern die Nutzung von Problemlösungsfähigkeiten?
Druck oder Erwartungen anderer
Angst vor Konsequenzen
Negative Erfahrungen in der Vergangenheit
Mangelndes Selbstvertrauen
Was ist die zentrale Annahme des Palo-Alto-Modells?
„Die Lösung ist das Problem“ → Menschen wiederholen dysfunktionale Lösungsversuche
Symptome sind missglückte Anpassungsstrategien
Intervention: Umdeutungen, paradoxe Interventionen, zirkuläre Fragen
Welche fünf Axiome der Kommunikation beschreibt Watzlawick?
Man kann nicht nicht kommunizieren – Jede Handlung ist Kommunikation
Inhalts- & Beziehungsaspekt – Beziehung beeinflusst die Botschaft
Interpunktion der Ereignisfolge – Ursache und Wirkung sind subjektiv
Digitale (verbal) & analoge (nonverbal) Kommunikation – Missverständnisse entstehen durch Diskrepanzen
Symmetrische vs. komplementäre Kommunikation – Gleichgewicht oder Hierarchie beeinflussen Kommunikation
Was sind die zentralen Annahmen der Strategischen Familientherapie?
Symptome sind unausgesprochene „Verträge“, die das Familiensystem stabilisieren
Symptome sind oft „falsche Lösungen“ für normale Probleme
Welche Techniken setzt Jay Haley ein?
180-Grad-Technik – Symptom verschreiben, um es zu durchbrechen
Ordeal-Therapie – Symptom mit unangenehmen Aufgaben verknüpfen
Strategische Aufgaben – Bewusstes Durchbrechen der Muster
Welche Prinzipien prägen das Mailänder Modell?
Langfristige Kurzzeittherapie (wenige Sitzungen, aber lange Intervalle)
Paradoxe Interventionen – Symptom bewusst verstärken
Positive Konnotation – Problem als sinnvolle Lösung umdeuten
Zirkuläre Fragen – Perspektiven der Familienmitglieder nutzen
Neutralität & Allparteilichkeit – Kein Druck zur Veränderung
Was sind Beispiele für paradoxe Interventionen?
Kind mit Enuresis soll jede Nacht mindestens einmal einnässen
Depressive Person soll bewusst traurige Gedanken pflegen
Streitsüchtige Paare müssen einmal täglich zu einer festgelegten Zeit streiten