Parteien Flashcards
(36 cards)
Wer sind die Parteien im Zivilprozess?
Im Zivilprozessrecht gilt das Zweiparteiensystem und der formale Parteibegriff es kommt also auf die Bezeichnung der Parteien an (Kläger und Beklagter).
Kläger ist die Person die in eigenem Namen den Rechtsschutzantrag bei Gericht stellt.
Beklagter ist die Person die als Gegner des Rechtsschutzantrages bezeichnet wird.
Die Parteistellung ist immer unabhängig von der Sachlegitimation, Kläger ist immer wer die Klage erhebt, wenn er keine Sachlegitimation hat wird die Klage eben mit Urteil abgewiesen.
Der formelle Parteibegriff hat aber auch materielle Elemente: Wenn Dritte durch das Verfahrensergebnis betroffen werden ist Nebenintervention möglich.
Sachlegitimation:
Dabei geht es darum ob der geltend gemachte Anspruch dem Kläger/Beklagten auch tatsächlich zusteht. Das wird aber erst im Verfahren geprüft.
Neben der Parteibezeichnung ist weiters der gesamte Inhalt der Klage heranzuziehen.
Fehler bei der Parteibezeichnung
Unrichtige Personenwahl: Abweisung der Klage mit Urteil mangels Sachlegitimation
Fehlende oder mangelhafte Parteibezeichnung in der Klage: Verbesserungsauftrag gem §§ 84 ff ZPO.
Gerichtsfehler: Korrektur, Nichtigkeit
Unrichtige Bezeichnung: Berichtigung der Parteibezeichnung
Wenn sich eindeutig aus der restlichen Klage ergibt, dass eigentlich eine andere Person gemeint ist, dann kann in jeder Lage des Verfahrens von Amts wegen oder auf Antrag die Parteienbezeichnung berichtigt werden gem § 235 Abs 5 ZPO. Das darf aber nicht dazu führen, dass ein komplett anderes Rechtssubjekt als Partei eintritt anstatt des bisherigen (es muss bei beidem die gleiche Person gemeint sein).
Merkmale des formellen Parteibegriffs
Beim formellen Partebegriff richten sich die Parteien nach der Bezeichnung in der Klage unabhängig von der Sachlegitimation. Dabei ist der gesamte Inhalt der Klage heranzuziehen. Es gibt also den Kläger und den Beklagten.
Unterschied formeller und materieller Parteibegriff
Im Außerstreitverfahren gilt der materielle Parteibegriff mit formellen Elementen, jeder der in seiner Rechtssphäre beeinträchtigt wird ist Partei. Dem Antragsteller und dem Antragsgegner kommt jedenfalls Parteistellung zu.
Wo hat der Parteibegriff im Zivilprozess materielle Elemente?
Bei der Nebenintervention, dabei haben vom Verfahrensergebnis betroffene Dritte die Möglichkeit sich an einem Rechtsstreit zu beteiligen.
Was ist die Parteifähigkeit?
Entspricht der Rechtsfähigkeit im bürgerlichen Recht und ist die Fähigkeit im Prozess Träger von Rechten und Pflichten zu sein.
Was bedeutet es, wenn jemand parteifähig ist?
Wenn man dazu fähig ist im Prozess Träger von Rechten und Pflichten zu sein, also wenn man Kläger oder beklagter sein kann.
Wo ist Parteifähigkeit verfahrensrechtlich einzuordnen?
Die Parteifähigkeit ist eine absolute PV ihr mangel ist in jeder Verfahrenslage aufzugreifen. Wird nach der Rsp wie die mangelnde Prozessfähigkeit behandelt und ihr Fehlen stellt einen Nichtigkeitsgrund dar.
Wenn ein nicht Parteifähigkeit Gebilde vorliegt, dann ist die Klage nicht sofort zurückzuweisen sondern es ist zuerst ein Heilungsversuch vorzunehmen, für bloß unrichtige Parteibezeichnung kann ein Verbesserungsauftrag oder eine Richtigstellung von Amtswegen vorgenommen werden.
Bei generellem Fehlen der Parteiexistenz ist keine Heilung möglich und es wäre sofort zurückzuweisen.
Wenn ein Urteil für oder gegen eine nicht existente Partei erlassen wird dann ist dieses wirkungslos. Wenn es gegen einen oder für einen Parteiunfähigen erlassen wird ist es zwar wirksam aber unzulässig und daher nichtig.
Der Mangel heilt wenn während des Verfahrens Parteifähigkeit erlangt wird. Wenn jemand die Parteifähigkeit verliert (Tod, Auflösung einer juristischen Person). Dann kommt es meistens nicht zur Zurückweisung, an Stelle des Parteiunfähigen treten die Gesamtrechtsnachfolger.
Wer ist nicht rechtsfähig/parteifähig?
Parteifähig sind:
Natürliche Personen
Juristische Personen
für parteifähig erklärte Gebilde (OG, KG)
Nicht parteifähig sind:
GesbR
Stille Gesellschaft
Universitätsinstitut
Dienststellen von Gebietskörperschaften
Wann wird die Parteifähigkeit geprüft?
Die Parteifähigkeit ist in jeder Lage des Verfahrens wahrzunehmen und ihr Fehlen begründet einen Nichtigkeitsgrund der bis zur Rechtskraft aufgegriffen werden kann.
Eine GmbH die nicht im Firmenbuch steht und damit noch nicht existiert, da hier die Parteifähigkeit fehlt ist wie vorzugehen?
Vor Zurückweisung muss immer zuerst ein Heilungsversuch unternommen werden es gelten analog die Regeln für die fehlende Parteifähigkeit gem § 6 Abs 2 ZPO.
An den Kläger ist ein Verbesserungsauftrag zu richten und ie Parteibezeichnung zu verbessern.
Von Amts wegen kann die GmbH aber auch durch die Personen dahinter ausgetauscht werden, da das Gericht bei der Prüfung der Parteifähigkeit ein materielles Prüfungsrecht hat.
Wenn während des Verfahrens dann die GmbH eingetragen wird so kommt es dazu dass der Mangel geheilt wird.
Wenn der Heilungsversuch aber von vornherein aussichtslos ist, dann kann das Gericht sofort zurückweisen.
Ist parteifähig, we nach bürgerlichem Recht rechtsfähig ist?
Ja genau.
Welche Folgen hat die mangelnde Parteifähigkeit?
Wenn die Parteifähigkeit fehlt, dann enthält die ZPO keine Regelungen wie vorzugehen ist. Daher sind die Regelungen zur mangelnden Prozessfähigkeit heranzuziehen (§ 6 ZPO).
Es muss vor Zurückweisung ein Heilungsversuch unternommen werden, entweder ein Verbesserungsanuftrag oder von Amts wegen. Außer die Partei existiert überhaupt nicht, dann wäre ein Heilungsversuch offensichtlich erfolglos und es wäre sofort zurückzuweisen.
Was ist die Prozessfähigkeit?
Dies entspricht der Handlungs- und geschäftsfähigkeit im bürgerlichen Recht und ist die Fähigkeit Prozesshandlungen selbst oder durch einen selbst gewählten Vertreter ausüben zu können.
Prozessfähig sind:
Alle Volljährigen die volle Geschäftsfähigkeit besitzen
Mündige Minderjährige ab 14 Jahren im Rahmen ihrer Geschäftsfähigkeit
Beschränkt prozessfähig sind:
Psychisch kranke und geistig Behinderte mit Erwachsenenvertreter/Vorsorgebevollmächtigten in den Angelegenheiten die nicht in den Wirkungsbereich des Vertreters fallen
Mündige Minderjährige
Nicht prozessfähig sind:
Juristische Personen (können nur durch ihre Organe handeln)
OG/KG (handeln durch Gesellschafter
Kinder und unmündige Minderjährige
Bei Schadenersatzansprüchen aus unerlaubten alle Minderjährigen trotz Deliktsfähigkeit
Geistig Behinderte/psychisch Kranke bei Angelegenheiten die in den Wirkungsbereich des Vertreters fallen
Wenn es im Prozess Anzeichen für Prozessunfähigkeit in Folge einer geistigen Behinderung oder psychischen Erkrankung gibt, dann hast das Gericht amtswegig das Pflegschaftsgericht zu informieren und es ist ein Erwachsenenvertreter zu bestellen. Das Verfahren wird währenddessen unterbrochen.
Wirkungen und Folgen der Prozessunfähigkeit
Prozessunfähigkeit können selbst keine wirksamen Prozesshandlungen setzten sondern brauchen einen gesetzlichen Vertreter. Die Prozessfähigkeit ist eine Prozessvoraussetzung die auch einen Nichtigkeitsgrund bildet.
Bei einem mangel ist aber zuerst ein Heilungsversuch zu unternehmen (Zustellung der Klage an des gesetzlichen Vertreter) gem § 6 Abs 2 ZPO. Nur bei Aussichtlosigkeit oder Scheitern des Heilungsversuches ist das Verfahren für nichtig zu erklären und die Klage zurückzuweisen gem § 7 Abs 1 ZPO.
Heilung:
Gesetzlicher Vertreter kann die Prozessführung nachträglich noch genehmigen oder jemand wird nachträglich prozessfähig (wird während dem Prozess volljährig) und setzt das Verfahren fort.
Nichtigkeitsklage ist gem § 529 Abs 1 ZPO aber auch nach Rechtskraft noch möglich.
Gleiches gilt für den mangel der gesetzlichen Vertretungsmacht. Zuerst Heilungsversuch durch den Auftrag zur Vorlage einer gerichtlichen Genehmigung für die Prozessführung.
Ist ein 2-jähriges Kind prozessfähig?
Nein, ein zweijähriges Kind ist nicht prozessfähig aber es ist parteifähig.
Wie lange kann man die mangelnde Partei- und Prozessfähigkeit wahrnehmen?
Sie kann in jeder Lage des Verfahrens wahrgenommen werden. Bei Prozessunfähigkeit kann es auch nach Rechtskraft der Entscheidung mit Nichtigkeitsklage geltend gemacht werden.
Was ist die Postulationsfähigkeit?
Die Postulationsfähigkeit (Verhandlungsfähigkeit) ist die Fähigkeit in eigener Person Prozesshandlungen vornehmen zu können. Postulationsunfähigkeit können keine wirksamen Prozesshandlungen setzten.
Es gibt zwei Fälle:
Faktische Postulationsunfähigkeit: die Person ist in dem Verfahren nicht zu einer verständlichen Aussage mächtig ist (Gehörlose, Stumme, kein Deutsch).
Rechtliche Postulationsunfähigkeit: die Person erscheint bei Anwaltspflicht ohne einen Anwalt.
Wir befinden uns im Anwaltsprozess und die Partei ist nicht durch einen Anwalt vertreten, was hat das für Konsequenzen?
Die erschienene Partei kann dann einen Antrag auf Erlassung eines Versäumungsurteis stellen (Säumnisfolgen). Ausnahme ist nur wenn man die Klagebeantwortung ohne Nachweis der Bestellung eines RA einbringt, dann ist zuerst ein Verbesserungsverfahren durchzuführen bevor zurückgewiesen werden kann gem § 37a ZPO.
Was hat die mangelnde Postulationsunfähigkeit für Konsequenzen?
Die Postulationsfähigkeit ist keine Prozessvoraussetzung. Die Folge des Fehlens ist grundsätzlich die Unwirksamkeit oder Unbeachtlichkeit der gesetzten Prozesshandlung.
Der Mangel ist jederzeit von Amts wegen wahrzunehmen. Es gelten Säumnsifolgen gem §§ 133, 185 ZPO.
Bei faktischer Postulationsunfähigkeit also Unfähigkeit zur Äußerung wird die Tagsatzung erstreckt und die Partei muss zur nächsten Verhandlung mit einem geeigneten Vertreter erscheinen (Ausnahme Gebärdendolmetscher).
Bei rechtlicher Postulationsunfähigkeit wenn man die Klagebeantwortung ohne Nachweis der Bestellung eines RA einbringt dann ist der Partei aufzutragen dass sie einen RA zu bestellen hat gem § 37 Abs 2 ZPO sonst gilt direkt Säumnis bei Anwalstprozess ohne RA.
Die Partei ist gehörlos oder stumm. Was muss der Richter tun?
Die Partei ist faktisch Postulationsunfähig. Wenn sie ohne Vertreter erscheint ist die Tagsatzung zu erstrecken und es ist ein Bebärdendolmetscher von AMts wegen zu bestehen gem § 73a ZPO.
Der Anwalt des A erscheint nicht zur vorbereitenden Tagsatzung. Welche Konsequenzen gibt es?
Dabei liegt dann rechtliche Postulationsunfähigkeit vor. Die vorbereitende Tagsatzung ist nicht zu erstrecken und es gilt Säumnis und auf Antrag kann ein Versäumungsurteil erlassen werden gem § 396 Abs 2 ZPO.
Wann herrscht Anwaltspflicht?
Absolute Anwaltspflicht:
Partei muss sich durch einen Anwalt vertreten lassen sofern sie nicht befreit ist.
- Instanz: GH Verfahren gem § 27 Abs 1 ZPO
- Instanz: BG-Verfahren mit Wertzuständigkeit bei über 5.000,- Streitwert
RM-Verfahren
Relative Anwaltspflicht:
Partei kann selbst handeln (ist postulationsfähig), wenn sie sich aber vertreten lassen will dann ist das nur durch einen Anwalt möglich.
BG-Verfahren mit Eigenzuständigkeit für alle vermögensrechtliche Streitigkeiten über 5.000,-
Streitige Ehesachen
Prozesshandlungen vor dem ersuchten oder beauftragten Richters
Keine Anwaltspflicht:
BG-Verfahren bei Streitwerten unter bzw genau 5.000
Streitigkeiten die kraft Eigenzuständigkeit vor das BG-Verfahren gehören
Vergleichsabschlüsse vor BG auch über 5.000
Tagsatzungon der der STreitwert auf über 5.000 ausgedehnt wird
Einspruch im BG-Mahnverfahren
Was ist eine Prozesstandschaft?
Prozesstandschaft liegt vor wenn jemand im eigenen Namen über ein fremdes Recht prozessiert. Der Prozessstandschafter ist dabei kein bloßer Vertreter sondern selbst Partei. Charakteristisch dabei ist dass die Prozessführungsbefugnis und die Sachlegitimation. Also der materiell rechtliche Anspruch Auseinanderfallen.
Gewillkürte Prozessstandschaft ist ausgeschlossen. Man kann die Prozessführungsbefugnis nicht allein ohne den entsprechenden materiell rechtlichen Anspruch übertragen.
Gesetzliche Prozessstandschaft: bei Verüßerung der streitverfangenen Sache gem § 234 ZPO, dabei führt der ursprüngliche Partei den Prozess weiter obwohl der materiell rechtliche Anspruch durch die Veräußerung auf einen Dritten übergegangen ist.
Oder bei der Action pro socio oder § 84 Abs 5 AktG.