Modul 2 Flashcards
Recherche-Strategien (17 cards)
Drei häufige Fehler im gesunden Menschenverstand
- Rückschaufehler (Hindsight Bias): Im Nachhinein sind historische Geschehnisse immer klar, oder auch wenn einem eine Aussage gegeben wird, findet man immer eine Erklärung, wieso diese wahr sein sollte. Es ist somit immer einfach, Dinge im Nachhinein zu erklären und trotzdem können wir es nicht vorhersehen.
- Selbstüberschätzung
- Tendenz zur Mustererkennung: Zufällige Sequenzen werden von Menschen oft nicht als zufällig wahrgenommen. Die meisten Menschen empfinden eine zufällige, unberechenbare Welt als beunruhigend. Wenn wir unserer Welt einen Sinn geben, baut dies Stress ab. Und bei einer ausreichend grossen Stichprobe ist es wahrscheinlich, dass etwas Unerhörtes passiert.
Postfaktisches Zeitalter
Eine moderne Kultur, in der die Emotionen und persönlichen Überzeugungen der Menschen oft Vorrang vor der Anerkennung objektiver Fakten haben. Dies wird durch folgende Punkte vorangetrieben:
* Falsche Nachrichten: Im US-Wahlzyklus 2016 waren 6 Prozent aller über Twitter verbreiteten Nachrichten Falschnachrichten.
* Wiederholung: Von Kindesbeinen an wird das, was wir immer wieder hören, vertraut und erscheint als wahr.
* Eindrückliche Beispiele: Grausame Gewalt wird mit anschaulichen Bildern berichtet und verleitet die Leser dazu, ihr Risiko, Opfer zu werden, stark zu überschätzen.
* Gruppenidentität und die Echokammer der Gleichgesinnten
Alles zu akzeptieren heisst, leichtgläubig zu sein; alles zu leugnen heisst, ein Zyniker zu sein.
Messbare operative Definitionen
Zur Kontrolle ihrer eigenen Voreingenommenheit verwenden Psychologen in ihren Forschungsberichten präzise, messbare operative Definitionen von Untersuchungsverfahren und Konzepten (z. B. wird Schlafentzug als mindestens 2 Stunden weniger als der natürliche Schlaf der Person definiert). Auf diese Weise können andere die ursprünglichen Beobachtungen mit anderen Teilnehmern, Materialien und Umständen wiederholen und sehen, ob sie zu ähnlichen Ergebnissen kommen, da die Wiederholung als Bestätigung gilt. Im Laufe der Zeit hat die Erfahrung gezeigt, dass das Ergebnis umso besser reproduzierbar ist, je grösser die Stichprobe ist.
Explorative vs. konfirmatorische Forschung
In der Psychologieforschung wird Wert daraufgelegt, dass es Platz hat für explorative Forschung (Datensammlung und Mustersuche um Theorien zu inspirieren) und nicht nur konfirmatorische Forschung (mit vorregistrierten Hypothesen und geplanten Analysen).
Meta-Analyse
Ein statistisches Verfahren zur Analyse der Ergebnisse mehrerer Studien, um zu einer Gesamtaussage zu gelangen.
Methoden, um Hypothesen zu testen und Theorien zu verfeinern
- Beschreibende Methoden
- Korrelierende Methoden
- Experimentelle Methoden
Beschreibende Methoden
Diese Methoden beschreiben Verhalten, können dieses aber nicht erklären. Dennoch können die Beschreibungen aufschlussreich sein: Der Ausgangspunkt einer jeden Wissenschaft ist die Beschreibung.
* Fallstudien: Einzelne Personen oder eine Gruppe Personen werde im Detail analysiert in der Hoffnung, dass daraus globale Wahrheiten gezogen werden können. In der Vergangenheit wurde dies z.B. bei Hirnschäden, Kindergehirne oder Tierintelligenz.
* * Risiko: Atypische individuelle Fälle können in die Irre führen.
* Beobachtungen im natürlichen Umfeld: Beobachtungen des Verhaltens in einem natürlichen Umfeld der Tiere und Menschen und deren Analyse. Mittels Digitalisierung wurde dieses Feld zur Analyse von Big Data weiterentwickelt.
* * Risiko: Fehlende Kontrolle über Verhaltens-beeinflussende Faktoren.
* Umfrage und Interviews
* * Risiko: Die Menschen können ihre Antworten in eine sozial erwünschte Richtung abfälschen. Die Antworten hängen zudem oft davon ab wie die Forscher die Fragen formulieren und wie die Befragten ausgewählt werden: Um eine repräsentative Probe zu finden, muss man eine zufällige Probe erstellen, bei welcher jeder Person die gleichen Chancen hat in diese Probe inkludiert zu werden. Dies ist in der heutigen Welt eine grosse Herausforderung.
Korrelierende Methoden
Korrelation: Ein Mass dafür, wie stark zwei Faktoren gemeinsam variieren bzw. wie gut man eine Veränderung in einem Faktor durch Beobachtung des anderen Faktors vorhersagen kann.
Eine positive Korrelation (0 bis +1.00) zeigt eine direkte Beziehung an (z.B. Grösse und Gewicht). Eine negative Korrelation (0 bis -1.00) zeigt eine umgekehrte Beziehung an (wenn eines höher wird, wird das andere tiefer). Ein Koeffizient um Null zeigt eine tiefe Korrelation an und deutet auf eine kleine oder keine Beziehung zwischen den beiden Messgrössen.
Im Gegensatz zu Experimenten sagen die Korrelationskoeffizienten nichts über Ursache und Wirkung aus. Aber sie können uns helfen, die Welt klarer zu sehen, indem sie uns zeigen, inwieweit zwei Dinge zusammenhängen.
Scheinkorrelation
Wenn wir an eine Beziehung zwischen zwei Dingen glauben, werden wir Ereignisse aufnehmen, welche diesen Glauben bestätigen. Dabei können wir Fakten oft nicht von Einbildung auseinanderhalten und tun uns schwer die statistische Regression zum Mittelwert wahrzunehmen. Ein Spielsüchtiger vergisst somit nach einem grossen Gewinn, dass er in den nächsten Spielen mit hoher Wahrscheinlichkeit wieder verlieren wird und sich seine Ergebnisse zurück zum Durchschnitt entwickeln. Wenn ein schwankendes Verhalten zum Durchschnitt zurückkehrt, sind die Erklärungen, warum das so ist, oft falsch. Wahrscheinlich ist eine Regression zum Mittelwert im Spiel.
Experimentelle Methoden
Experimente ermöglichen es Forschern, die Auswirkungen einer oder mehrerer Variablen zu isolieren, indem sie (1) die interessierenden Variablen manipulieren und (2) andere Variablen konstant halten (kontrollieren). Dies wird oft mittels experimenteller Gruppe vs. Kontrollgruppe gemacht, wobei die Personen den Gruppen zufällig zugeteilt werden, um vorexistierende Unterschiede zu minimieren.
Bei Experimenten geht es darum, eine unabhängige Variable zu manipulieren, eine abhängige Variable zu messen und störende Variablen zu kontrollieren. Ein Experiment hat mindestens zwei verschiedene Bedingungen: eine Versuchsbedingung und eine Vergleichs- oder Kontrollbedingung.
Doppel-Verblindung
Nicht nur die Teilnehmer wissen nicht, wer zur Experimentier- und wer zur Kontrollgruppe gehört, sondern auch die Durchführenden des Experimentes.
Tier- und Teilnehmerschutz
Tierschutzgesetze, Laborvorschriften und -inspektionen sowie lokale und universitäre Ethikausschüsse versuchen, den Tierschutz zu gewährleisten. Internationale psychologische Organisationen fordern Forscher, die mit menschlichen Probanden arbeiten, dazu auf, deren informierte Zustimmung einzuholen, sie vor grösseren als den üblichen Schäden und Unannehmlichkeiten zu schützen, ihre persönlichen Daten vertraulich zu behandeln und sie am Ende des Experiments umfassend zu befragen.
Die wissenschaftliche Methode
Das Vorgehen, um unsere Annahmen über die Welt zu prüfen.
* Rahmenbedingungen/Situationen schaffen, um unsere Annahmen zu prüfen
* Wenn die Daten nicht mit unseren Annahmen übereinstimmen, müssen wir unsere Annahmen anpassen und diese erneut überprüfen
* Gewissenhaft und systematisch Beobachten
* Daten analysieren und mit unseren Annahmen abgleichen
Theorien und Annahmen führen zu konkreten Hypothesen, welche wiederum zu Forschung und Beobachtung führen, welche wiederum Theorien und Annahmen bestätigen, widerlegen oder revidieren.
Theorie
Eine Erklärung die Beobachtungen zusammenfasst/organisiert und Verhalten oder Ereignisse vorhersagt.
Eine gute Theorie…
* Organisiert oder kombiniert Beobachtungen
* Führt zu klaren Vorhersagen
* Stimuliert Forschung
* Ist replizierbar
Hypothese
Eine überprüfbare Vorhersage, die meist auf einer Theorie basiert
Operationalisierung
Klare Formulierung der exakten Vorgehensweisen in einer wissenschaftlichen Studie.
Replikation
Die Grundidee einer Studie wiederholen, normalerwise mit anderen Versuchspersonen und in einer anderen Situation/Experiment. Die Idee ist es, zu untersuchen, ob sich die Befunde aus der urspünglichen Studie wiederholen lassen und auf andere Versuchspersonen/Stichproben und Situationen verallgemeinern lassen.