Modul 34 Flashcards
Sexuelle Motivation (9 cards)
Sexuelles Bedürfnis
Sex ist kein wirkliches Bedürfnis in dem Sinne, dass wir ohne ihn sterben würden. Dennoch motiviert er unser Verhalten. Die physiologischen Kräfte, die das Sexualverhalten antreiben, sind die Sexualhormone wie Testosteron und Östrogene. Sexualhormone sind auch für unsere vorgeburtliche sexuelle Entwicklung und dafür verantwortlich, dass wir in die Pubertät kommen und Geschlechtsmerkmale sowie sexuelles Interesse entwickeln. Später im Leben, wenn der Sexualhormonspiegel sinkt (bei Frauen in der Menopause, bei Männern allmählich), nimmt auch das sexuelle Interesse ab. Im Allgemeinen wurde festgestellt, dass hauptsächlich das Testosteron für den Sexualtrieb verantwortlich ist, auch bei Frauen.
Sexueller Reaktionszyklus
In einer Studie, in der William Masters und Virginia Johson (1966) mehr als 10’000 sexuelle Interaktionen beobachteten, stellten sie vier Phasen eines sexuellen Reaktionszyklus fest:
1. Erregung: Der Penis und die Klitoris schwellen an.
1. Plateau: Höhepunkt der Erregung, wenn Atmung, Puls und Blutdruck weiter ansteigen.
1. Orgasmus: Muskelkontraktionen im ganzen Körper, begleitet von erhöhter Atem-, Puls- und Blutdruckfrequenz. Der sexuelle Höhepunkt wird von Neuronen im Rückenmark gesteuert, die mit der Thalamus-Region des Gehirns verbunden sind, und verläuft bei Männern und Frauen weitgehend gleich.
1. Auflösung: Allmähliche Rückkehr zum nicht erregten Zustand des Körpers. Männer treten in eine Refraktärphase ein, in der sie zu einem weiteren Orgasmus nicht fähig sind.
Sexuelle Funktionsstörungen
Sexuelle Funktionsstörungen: Probleme, die die sexuelle Erregung oder das sexuelle Funktionieren zu jedem Zeitpunkt des Zyklus dauerhaft beeinträchtigen und in der Regel durch ein Medikament oder eine verhaltenstherapeutische Behandlung behandelt werden können:
* Erektionsstörung: Unfähigkeit, eine Erektion zu bekommen oder aufrechtzuerhalten
* Vorzeitige Ejakulation: Erreichen eines sexuellen Höhepunkts vor dem Wunsch des Mannes oder seiner Partnerin
* Weibliche Orgasmusstörungen: Unbehagen über schwache Orgasmusgefühle oder seltenes oder gar kein Orgasmuserleben
Paraphilien
Sexuelles Verlangen, das auf ungewöhnliche Weise ausgelebt wird und sich selbst oder anderen Schaden zufügen kann, vor allem bei Männern.
* Nekrophilie: Sexuelle Anziehung zu Leichen
* Exhibitionismus: Vergnügen, sich ohne Zustimmung vor anderen zu entblössen
* Pädophilie: Sexuelle Anziehungskraft auf vorpubertäre Kinder
Die Psychologie von Sex
Im Vergleich zu anderen Bedürfnissen wird Sex stärker von der Psychologie als von der Physiologie beeinflusst. Da unser Gehirn das wichtigste Sexualorgan ist, können sexuelle Fantasien sexuelle Erregung und Verlangen und bei manchen Frauen sogar schon Orgasmen hervorrufen.
Insgesamt wurde festgestellt, dass Männer sexuell einfacher sind, da ihre sexuellen Triebe und Interessen im Laufe der Zeit, in verschiedenen Kulturen und Situationen, bei unterschiedlichem Bildungsstand, religiöser Einstellung und unter dem Einfluss von Gleichaltrigen weniger flexibel und variabel sind als die von Frauen. Frauen ziehen es häufiger vor, Perioden hoher sexueller Aktivität mit Perioden fast ohne sexuelle Aktivität abzuwechseln; diese Flexibilität wird als erotische Plastizität bezeichnet.
Auswirkungen des Kontakts mit sexuellen Medien
- Beschleunigung der sexuellen Aktivität: Teenager mit hoher Exposition wurden früher und häufiger sexuell aktiv
- Glaube, dass Vergewaltigung akzeptabel ist: Die Exposition gegenüber gewalttätigen sexuellen Medien erhöhte die aggressiven Gedanken, Gefühle und Handlungen der Teilnehmer.
- Geringere Zufriedenheit mit dem Aussehen des Partners oder mit der Beziehung: Das Betrachten sexuell attraktiver Frauen und Männer kann unrealistische Erwartungen wecken.
- Desensibilisierung: Erhöhtes Risiko für psychische Probleme, vermindertes sexuelles Verlangen und Zufriedenheit, verminderte Gehirnaktivierung als Reaktion auf sexuelle Bilder und Erektionsprobleme.
Sexuelle Risikobereitschaft von Teenagern
- Kommunikation und Information: Es ist Jugendlichen unangenehm, mit Eltern, Partnern und Gleichaltrigen über Sex und Verhütung zu sprechen.
- Impulsivität: Die Leidenschaft überwältigt die Absicht, Verhütungsmittel zu verwenden oder den Geschlechtsverkehr aufzuschieben.
- Alkoholkonsum: Alkohol beeinträchtigt die Gehirnzentren, die das Urteilsvermögen, die Hemmungen und die Selbstwahrnehmung kontrollieren, und führt zu einem Phänomen der sexuellen Nötigung.
- Massenmedien: Die Medien liefern soziale Skripte für das Sexualverhalten.
Sexuelle Zurückhaltung: Merkmale von Teenagern, die Sex hinauszögern:
* Hohe Intelligenz
* Religiöses Engagement
* Anwesenheit des VatersU
* mfassende Sexualerziehung
* Teilnahme an “Service-Learning” (z. B. Nachhilfeunterricht geben)
Sexuelle Orientierung
Die sexuelle Orientierung wird heutzutage weder als willentlich gewählt noch als willentlich verändert angesehen.
* Heterosexuell: Die häufigste sexuelle Orientierung.
* Homosexuell: Auch wenn sie in bestimmten Kulturen nicht akzeptiert wird, unterscheidet sich der Prozentsatz der gleichgeschlechtlichen Orientierung nicht von dem in Ländern, in denen sie stärker akzeptiert wird: 3-4 % der Männer und etwa 2 % der Frauen, wobei die Prozentsätze etwas höher sind, wenn die Angaben anonym sind.
* Bisexuell: Die Erforschung der Bisexualität hat gerade erst begonnen.
* Asexuell: Etwa 1 % der Menschen geben an, sich nie zu einer Person sexuell hingezogen gefühlt zu haben. Sie geben aber an, dass sie trotzdem masturbieren.
Ursprünge der sexuellen Orientierung
Studien fanden keine eindeutigen Umweltursachen für sexuelle Orientierung, was den Fokus auf biologische Faktoren lenkte:
* Hypothalamus-Unterschiede: Simon LeVay entdeckte, dass eine Zellgruppe im Hypothalamus bei heterosexuellen Männern größer ist als bei Frauen und schwulen Männern. Diese Unterschiede entstehen vermutlich vor oder kurz nach der Geburt.
* Gehirnreaktionen: Homosexuelle Männer und Frauen zeigen bei hormonellen Reizen und räumlichen Fähigkeiten durchschnittlich eher geschlechtsuntypische Muster – schwule Männer ähneln mehr Frauen, lesbische Frauen mehr Männern.
* Genetik & Epigenetik: Es gibt eine genetische Komponente, aber auch bei eineiigen Zwillingen kann die Orientierung unterschiedlich sein. Epigenetische Faktoren könnten eine Rolle spielen.
* Fortpflanzungs-Paradoxon: Genmuster, die Homosexualität begünstigen, können bei Heterosexuellen zu mehr Sexualpartnern und damit mehr Nachkommen führen – ein möglicher evolutionärer Vorteil.
* Pränatale Hormone: Testosteron kann bei weiblichen Föten zu männertypischem Verhalten und gleichgeschlechtlicher Anziehung führen.
* Älterer-Bruder-Effekt: Je mehr ältere Brüder ein Mann hat, desto höher die Wahrscheinlichkeit für gleichgeschlechtliche Anziehung – vermutlich durch eine Immunreaktion der Mutter auf männliche Föten.