Modul 47 Flashcards
Sozial-Kognitive Theorien und das Selbst (5 cards)
Sozial-kognitive Theorien zur Persönlichkeit
Die sozial-kognitive Perspektive auf die Persönlichkeit (vorgeschlagen von Albert Bandura) betont die Wechselwirkung zwischen unseren Eigenschaften und unseren sozialen Situationen. Während sich der „soziale“ Teil darauf konzentriert, wie wir Verhaltensweisen durch Konditionierung oder Nachahmung/Beobachtung lernen, erkennt der „kognitive“ Teil an, dass das, was wir über eine Situation denken, unser daraus resultierendes Verhalten beeinflusst. Bandura betrachtet die Interaktion zwischen Person und Umwelt als reziproken Determinismus, d. h. Beziehungen wirken sich auf unser Selbstwertgefühl aus und das Selbstwertgefühl auf unsere Beziehungen. Es besteht also eine ständige Wechselwirkung zwischen unseren internen persönlichen Faktoren, Umweltfaktoren und unserem Verhalten. Darüber hinaus erleben wir auch eine Wechselwirkung zwischen Genen und Umwelt.
Vergleich der Persönlichkeitstheorien
Psychoanalytisch (Freud): Unbewusste Konflikte und Kindheitserfahrungen prägen die Persönlichkeit.
* Persönlichkeitsbild: Zusammenspiel von Es (Triebe), Ich (Realität) und Über-Ich (Moral).
* Methoden: Freie Assoziation, Traumdeutung, projektive Tests.
Psychodynamisch (Adler, Horney, Jung): Unbewusstes und Bewusstes wirken zusammen; Kindheit bleibt zentral.
* Persönlichkeitsbild: Persönlichkeit entsteht durch innere Konflikte und deren Verarbeitung.
* Methoden: Projektive Tests, Therapiesitzungen.
Humanistisch (Maslow, Rogers): Fokus auf Wachstum, Selbstverwirklichung statt auf Störungen.
* Persönlichkeitsbild: Menschen streben nach Selbstentfaltung in positivem Umfeld.
* Methoden: Fragebögen, Therapie, Lebensgeschichten.
Eigenschaftstheorie (Trait) (Allport, Eysenck, McCrae): Persönlichkeit besteht aus stabilen Eigenschaften (z. B. Big Five).
* Persönlichkeitsbild: Wissenschaftlich messbare, genetisch beeinflusste Merkmale.
* Methoden: Persönlichkeitstests (Inventare).
Sozial-kognitive Theorie (Bandura): Verhalten entsteht durch Zusammenspiel von Persönlichkeit und Umwelt.
* Persönlichkeitsbild: Lernen durch Beobachtung, Verhalten ist situationsabhängig.
* Methoden: Verhaltensbeobachtung in realen Situationen.
Erforschung des Selbst
Das Selbstgefühl wurde in der Geschichte der Psychologie kurz untersucht, z. B. von William James oder Gordon Allport, aber es wurde nie so intensiv untersucht wie heute. Das Konzept des möglichen Selbst (Traum oder Albtraum von dem, was wir werden könnten) kann uns zwar motivieren, aber der Rampenlichteffekt könnte uns auch dazu verleiten, zu leicht anzunehmen, dass andere uns wahrnehmen und bewerten, auch wenn sie das in Wirklichkeit oft nicht tun.
Selbstwert
Unser Selbstwertgefühl und unsere Selbstwirksamkeit (unser Gefühl der Kompetenz bei einer Aufgabe) sind wichtig. Während die Selbstwirksamkeit die Note in einem Fach vorhersagen kann, ist dies beim Selbstwertgefühl nicht der Fall, da das Selbstwertgefühl eher ein Nebeneffekt der Bewältigung von Herausforderungen und der Überwindung von Schwierigkeiten ist. Daraus ergibt sich: Sich gut zu fühlen, wenn man gut ist, und Lob zu verteilen, wenn man keine guten Leistungen erbringt, kann den Menschen sogar schaden. Andererseits korreliert ein geringes Selbstwertgefühl auch mit einem höheren Mass an Vorurteilen (z. B. rassistischen Vorurteilen).
Wir können zwischen einem defensiven und einem sicheren Selbstwertgefühl unterscheiden. Während das defensive Selbstwertgefühl brüchiger ist und von externen Rückmeldungen abhängt, ist das sichere Selbstwertgefühl weniger abhängig von externen Bewertungen und daher weniger brüchig. Diejenigen, die ihre eigenen Fehler akzeptieren, nehmen auch die Fehler anderer mit mehr Mitgefühl an.
Die Kosten des Selbstwertgefühls
- Übertriebener Optimismus: Ein hohes Selbstwertgefühl kann auch zu übermässigem Selbstvertrauen führen, was wiederum oft zu schlechteren Ergebnissen führt, da z. B. realistische Angst vor einer Prüfung oft zu besseren Leistungen führt.
- Blindheit gegenüber der eigenen Inkompetenz: Ironischerweise sind Menschen oft dann am selbstbewusstesten, wenn sie am inkompetentesten sind, was als Dunning-Kruger-Effekt bezeichnet wird.
- Selbstsüchtige Voreingenommenheit: Die Bereitschaft, sich selbst positiv wahrzunehmen. Dies gilt auch für unsere eigene Gruppe und wird als gruppenspezifische Voreingenommenheit bezeichnet.