Modul 25 Flashcards
Speichern und Abrufen von Erinnerungen (6 cards)
Speicherkapazität für Erinnerungen
Erinnerungen basieren auf dem Gehirn, aber das Gehirn verteilt die Komponenten einer Erinnerung über ein Netzwerk von Orten. Dadurch verfügt unser Gehirn über eine nahezu unbegrenzte Speicherkapazität für Erinnerungen.
Explizite Erinnerungen
Explizite, bewusste Erinnerungen sind entweder semantisch (Fakten und allgemeines Wissen) oder episodisch (erlebte Ereignisse) und das Netzwerk, das sie verarbeitet und speichert, umfasst die Frontallappen und den Hippocampus. Der Hippocampus kann zwar mit einer „Speichern“-Taste verglichen werden, speichert die Erinnerungen aber nicht, sondern fungiert eher als Laderampe, auf der das Gehirn die Erinnerungen registriert und vorübergehend speichert, bevor sie zur Speicherung in den Kortex wandern. Dieser Prozess wird als Gedächtniskonsolidierung bezeichnet.
Implizite Erinnerungen
Implizite Erinnerungen werden durch das Kleinhirn und die Basalganglien (für prozedurale Erinnerungen an Fähigkeiten) gebildet und gespeichert.
Emotionen und Erinnerungen
Auch Emotionen können die Gedächtnisbildung beeinflussen. Stress veranlasst die Amygdala, eine Gedächtnisspur zu legen, die die Aktivität in den gedächtnisbildenden Bereichen des Gehirns erhöht. Erheblich Stress-Ereignisse führen so zu unvergesslichen Erinnerungen, aber auch zu einem Tunnelblick. Unsere Aufmerksamkeit konzentriert sich auf die vorrangigen Informationen und die unwichtigen Details werden ausgeblendet. Diese Erinnerungen werden als Flashbulb-Erinnerungen bezeichnet.
Langfristige Potenzierung
Erhöhte Effizienz potenzieller neuronaler Zündungen, die eine neuronale Grundlage für das Lernen und Erinnern von Assoziationen bildet. Der Neurotransmitter Glutamat und das Protein CREB verstärken die LTP.
Gedächtnisabruf
Wir rufen Erinnerungen durch Abrufhinweise (Gerüche, Geschmäcker, Anblicke usw.) ab. Diese Fähigkeit wird bei der Reminiszenztherapie genutzt, die Alzheimer-Patienten dabei hilft, sich an ihre Jugenderinnerungen zu erinnern.
Wir müssen nicht nur das retrospektive Gedächtnis (aus der Vergangenheit) abrufen, sondern auch das prospektive Gedächtnis (beabsichtigte zukünftige Handlungen).
Die folgenden Faktoren beeinflussen den Abruf von Erinnerungen:
* Bahnung («Priming»): Ein implizites, unsichtbares Gedächtnis, das wir nicht bewusst wahrnehmen und das unsere Wahrnehmungen und Handlungen beeinflusst.
* Kontextabhängiges Gedächtnis: Der Abruf spezifischer Informationen wird verbessert, wenn die Kontexte beim Enkodieren und beim Abruf dieselben sind. Elemente, die wir in ungewöhnlichem Kontext antreffen, erschweren hingegen den Abruf (encoding specificity principle)
* Zustandsabhängiges Gedächtnis: Die Tendenz, sich an Ereignisse zu erinnern, die mit der aktuellen guten oder schlechten Stimmung übereinstimmen (stimmungskongruentes Gedächtnis)
* Seriellen Positions-Effekte: Die Tendenz, sich am besten an die letzten (Recency-Effekt aufgrund Kurzzeitgedächtnis) und ersten (Primacy-Effekt aufgrund mehr Zeit zur Repetition) Elemente einer Liste zu erinnern