Polymyalgia Rheumatica Flashcards
Was sind die Schlüsselmerkmale von Polymyalgia rheumatica (PMR)?
- Häufige entzündliche Erkrankung bei älteren Patienten
- Subakuter Beginn von starken Schmerzen und Steifheit in proximalen Gliedmaßen
- Keine objektive Muskelschwäche
- Erhöhte Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG)
- Kann mit Riesenzellarteriitis (GCA) assoziiert sein
- Dramatische Besserung unter 20 mg Prednison/Tag innerhalb einer Woche
- Therapiedauer oft ≥2 Jahre, häufige Rückfälle
Wie beschreibt das Akronym “SECRET” die klinischen Merkmale von PMR?
- S = Steifheit und Schmerzen
- E = Ältere Patienten
- C = Allgemeinsymptome, Kaukasier
- R = Rheumatismus (Arthralgien/Arthritis)
- E = Erhöhte BSG
- T = Temporale Arteriitis
Woher stammt der Begriff “Polymyalgia rheumatica”?
- Erstmals 1957 von Barber in einem Bericht über 12 Patienten mit proximalen Myalgien verwendet
Wie wird PMR definiert?
- Entzündliches Syndrom bei älteren Patienten
- Schmerzen und Steifheit in proximalen Muskeln (Schultern, Nacken, Beckengürtel)
- Keine objektive Schwäche
- Hauptmerkmale:
- Alter ≥50 Jahre
- Symmetrische Schulterschmerzen ≥2 Wochen
- BSG >40 mm/h und/oder erhöhtes CRP
- Morgensteifheit >45 Minuten
- Beidseitige Hüftschmerzen oder eingeschränkte Beweglichkeit
- Fehlen von Rheumafaktor und Anti-CCP-Antikörpern
- Rasche Besserung unter Kortikosteroiden
Wer ist von PMR betroffen?
- Zweithäufigste autoimmune Erkrankung nach rheumatoider Arthritis
- Lebenszeitrisiko: Frauen 2,4%, Männer 1,7%
- Selten bei Patienten <50 Jahren
- Durchschnittsalter bei Beginn: ~70 Jahre
- Frauen doppelt so häufig betroffen wie Männer
- Vorwiegend weiße Patienten, selten bei Schwarzen, Hispanics, Asiaten oder Native Americans
Was ist die Pathogenese von PMR?
- Ursache unbekannt
- Genetische Prädisposition (HLA-DR4)
- Aktivierung von dendritischen Zellen → IL-1 und IL-6 Produktion
- Unterdrückung von T-regulatorischen Zellen, erhöhte Th17-Antwort
- Kein IFN-γ → keine arterielle Entzündung (im Gegensatz zu GCA)
- PMR-ähnliche Symptome unter Immuncheckpoint-Inhibitoren möglich
Wie äußert sich PMR typischerweise?
- Subakuter oder schleichender Beginn (2-3 Monate)
- Symmetrische Schmerzen/Steifheit in Schultern (70-95%), Nacken, Beckengürtel
- Morgensteifheit, nächtliche Schmerzen
- Wahrgenommene Schwäche (tatsächlich Schonhaltung)
- Allgemeinsymptome bei 33%: Müdigkeit, Gewichtsverlust, subfebrile Temperaturen
Welche Gelenkbeteiligung zeigt PMR?
- Periphere Gelenkbeteiligung bei 50%
- Asymmetrische, nicht-erosive Arthritis (30%)
- Häufig: Kniegelenksergüsse, Handgelenkssynovitis, Sternoklavikulararthritis
- Selten: Sprunggelenk/MTP-Gelenke (dann DD erforderlich)
- RS3PE-Syndrom oder Tenosynovitis möglich
Was zeigt die körperliche Untersuchung bei PMR?
- Weniger auffällig als Anamnese vermuten lässt
- Druckschmerzhaftigkeit von Nacken/Schultern
- Aktive Bewegungseinschränkung durch Schmerzen
- Bei langer Krankheitsdauer: Kapselkontrakturen, Muskelatrophie
- Synovitis v.a. in Knien, Handgelenken, Sternoklavikulargelenken
- Objektive Kraft normal (außer bei Inaktivitätsatrophie)
Was sind die EULAR/ACR-Klassifikationskriterien für PMR?
- Obligate Kriterien:
- Alter ≥50
- Beidseitige Schulterschmerzen
- Erhöhte BSG/CRP
- Punktsystem:
- Morgensteifheit (2 Punkte)
- Hüftschmerzen (1 Punkt)
- Fehlen von RF/ACPA (2 Punkte)
- Fehlen anderer Gelenkschmerzen (1 Punkt)
- Diagnose: ≥4 Punkte + obligate Kriterien (Sensitivität 68%, Spezifität 78%)
Wie merkt man sich die Schlüsselmerkmale von PMR?
“Pain (proximal), Morning stiffness, Rapid steroid response”
Wie merkt man sich “SECRET”?
“Stiffness, Elderly, Constitutional symptoms, Rheumatism, Elevated ESR, Temporal arteritis”
Wie merkt man sich die PMR-Demographie?
“70 years old, 2x women, 2.4% lifetime risk”
Wie merkt man sich die Pathogenese?
“Dendritic cells → IL-6 → No IFNγ → No vasculitis” (DINN)
Wie merkt man sich die EULAR/ACR-Kriterien?
“Age 50+, Bilateral shoulders, CRP/ESR high, Don’t forget points” (ABCD)
Was ist die Ursache der PMR-Symptome?
- Systemische Entzündung mit Allgemeinsymptomen
- Vermutete Ursachen:
- Synovitis von Hüfte/Schultern (schwer klinisch nachweisbar)
- Tenosynovitis (Bizeps) und Bursitis (subdeltoidal, trochanter)
- Muskelbiopsien meist normal
Welche Laborbefunde sind typisch für PMR?
- BSG oft >100 mm/h, erhöhtes CRP
- Gelegentlich (7%) normale/mild erhöhte BSG (<40), dann meist CRP erhöht
- Weitere Befunde:
- Anämie (normochrom, normozytär)
- Thrombozytose
- Erhöhte Gamma-Globuline
- Leberwerterhöhung (v.a. alkalische Phosphatase)
Was zeigt die Synovialflüssigkeitsanalyse bei PMR?
- Entzündlich: 1000-20.000 Zellen/mm³ (40-50% Neutrophile)
- Keine Kristalle, sterile Kultur
Wie hängen PMR und Riesenzellarteriitis (GCA) zusammen?
- 40-60% der GCA-Patienten haben PMR
- 15% der PMR-Patienten entwickeln GCA
- 9% der PMR-Patienten ohne GCA-Symptome zeigen positive Temporalarterienbiopsie
- PET zeigt bei 30% der PMR-Patienten Aortenbefall
Wann sollte eine Temporalarterienbiopsie durchgeführt werden?
Bei Verdacht auf GCA:
- Kopfschmerzen
- Kiefer-/Zungenclaudicatio
- Sehstörungen
- Schläfenarteriendruckempfindlichkeit
- Fehlendes Ansprechen auf Prednison (20 mg/Tag) nach 1 Monat
Wie unterscheidet man PMR von rheumatoider Arthritis (RA)?
- Fehlen von:
- Rheumafaktor
- Anti-CCP-Antikörpern
- Synovitis in MCP/PIP/MTP-Gelenken
- Erosionen in Röntgen
- Kein sicheres Unterscheidungsmerkmal: Ansprechen auf Glukokortikoide
Wie wird PMR nach ACR/EULAR behandelt?
- Initial: Prednison 12.5-25 mg/Tag (oder Methylprednisolon i.m.)
- Bei Steroidproblemen: Methotrexat (7.5-20 mg/Woche)
- Kein TNF-Hemmer/Heilkräuter
- Begleitmaßnahmen:
- Bewegungstherapie
- Osteoporoseprophylaxe
- Impfungen (Influenza, Pneumokokken, Herpes zoster)
Wie ist der Krankheitsverlauf bei PMR?
- 75% können Prednison innerhalb 2 Jahren absetzen
- 25-35% benötigen Langzeit-Steroide
- Rückfallrate: 10-20%
- Schlechte Prognosefaktoren:
- Höheres Alter
- Weibliches Geschlecht
- Persistierend hohes CRP
Wie wird Prednison ausgeschlichen?
- Nach Normalisierung von BSG/CRP:
- Reduktion um 2.5 mg alle 2-4 Wochen bis 10 mg/Tag
- Dann 1 mg alle 1-2 Monate
- Bei Rückfall: kleine Dosiserhöhung, dann langsameres Ausschleichen